Knapp 50 Hünstetter Bürgerinnen und Bürger waren am 11. März der Einladung des SPD-Ortsvereins nach Görsroth gefolgt, um sich im Dorfgemeinschaftshaus im Rahmen eines Informationsabends über die aktuelle Situation des hiesigen Waldes und seiner Zukunft zu informieren.
„Wir haben es in Deutschland und insgesamt in Europa mit einer größeren Waldkatastrophe zu tun als in den 80er Jahren,“ so der Hünstetter Revierförster Simon Rätz. Wie dramatisch die Lage des Hünstetter Waldes aufgrund von Trockenheit und Borkenkäferbefall ist, zeigen folgende Zahlen: Bis zu 25 Prozent der Waldfläche sind betroffen; bei einem Holzeinschlag von insgesamt 25.000 Festmeter in 2019 entfielen über 20.000 Festmeter Holz auf kranke oder abgestorbene Bäume. Dabei ist fast ausschließlich die Fichte betroffen. Rätz mit Blick auf die immense Vermehrung der Baumschädlinge in den vergangenen Jahren: „Eigentlich gibt es keine Jahreszeiten mehr, sondern nur noch eine Regen- und eine Trockenzeit pro Jahr. Das sind ideale Bedingungen für den Borkenkäfer.“ Zu den ernsten ökologischen Folgen des Waldsterbens infolge des Klimawandels kommen die wirtschaftlichen. So ist der Holzmarkt übersättigt, vor allem Fichtenholz ist kaum noch absetzbar.
Thomas Giebel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) teilte weitgehend die Analyse und die Schlussfolgerungen von Rätz. Er konnte aus seinem Wohnort Heidenrod eigene Erfahrungen und Fakten über den dortigen Wald beisteuern. Bei der Wiederaufforstung wird man in Zukunft vermehrt auf Baumarten wie Eiche, Buche, Douglasie, Kirsche und Tanne zurückgreifen müssen. Das große Problem: Da viele Waldgebiete in Deutschland und Europa betroffen sind, können die Baumschulen die große Nachfrage nach Setzlingen kaum decken. Im Unterschied zu Rätz favorisierte Giebel unter anderem folgende Punkte, die auch BUND-Positionen beschreiben: eine naturnahe Waldwirtschaft z. B. nach FSC-Standards, d.h. anspruchsvollen Kriterien für eine nachhaltige Waldnutzung; zehn Prozent des Waldes sollte der Natur überlassen werden, 90 Prozent bewirtschaftet werden. Beide Experten untermauerten ihre Aussagen mit eindrücklichen Bildern und Statistiken. Das große Interesse und das teilweise umfangreiche Vorwissen des Publikums kam in vielen Fragen und Stellungnahmen zum Ausdruck. Der SPD-Vorsitzende Horst Kaltwasser bedankte sich ausdrücklich bei allen Beteiligten und wiederholte den Hinweis von Revierförster Rätz auf die Baumpflanzaktion der Gemeinde Hünstetten am 21. März ab 10:00 Uhr. Jeder hat hier die Möglichkeit, sich an der Pflanzung von neuen Bäumen zu beteiligen.