Landrat zu Helios: „Es wird schwer“
Die Hünstetter SPD hat am 13. März einen gut besuchten öffentlichen Info-Abend zur eventuellen Schließung der Bad Schwalbacher Helios-Klinik und zur Zukunft des Idsteiner Krankenhauses veranstaltet. Unter der Überschrift „Krankenhausversorgung auf dem Land – Zukunft für Bad Schwalbach und Idstein? “ diskutierten Landrat Frank Kilian (parteilos), der Idsteiner SPD-Landtagsabgeordnete Marius Weiss, der Betriebsratsvorsitzende des Schwalbacher Krankenhauses, Stefan Schubert sowie der Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes Rhein-Main-Taunus, Daniel von Hauff im Kesselbacher Dorfgemeinschaftshaus mit dem Publikum. Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten in der Hünstetter Gemeindevertretung, Dr. Marcus Kaltwasser moderierte.
Zunächst standen die mögliche Schließung des Bad Schwalbacher Krankenhauses und ihre Hintergründe im Zentrum der Statements aller Podiumsteilnehmer; leider hatte die ebenfalls angefragte Helios-Regional-Geschäftsführerin Corinna Glenz abgesagt. Der Landrat berichtete, dass die Klinik in der Kreisstadt „basisversorgungsrelevant“ sei und im Krankenhaus-Plan des Landes Hessen stehe. Die Trägergesellschaft Helios denke aufgrund gesunkener Nachfrage bereits 2016 über die Schließung des Hauses nach, darüber informiert wurde der Kreis jedoch erst Ende Oktober 2017. Ein vorliegendes Gutachten als Grundlage einer Schließung schon Ende Mai diesen Jahres ist laut Kilian angreifbar; folglich hat der Kreis ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben. Dennoch werde es schwer werden, eine Schließung noch zu verhindern. Über die bundes- und landespolitischen Hintergründe der Klinikversorgung auf dem Lande informierte Marius Weiss. Er erwähnte unter anderem, versehen mit einigen kritischen Anmerkungen, das Krankenhaus-Finanzierungsgesetz, den Strukturfonds und die Hessen-Agentur, die für die gutachterlichen Berechnungen im Land zuständig ist. Der Helios-Betriebsratsvorsitzende Schubert, seit 32 im Schwalbacher Krankenhaus tätig, schilderte die Vorteile für Patienten und Beschäftigte eines kleineren Krankenhauses im Gegensatz zu großen Kliniken („Fabriken“). Er verschwieg aber auch nicht die aus seiner Sicht kritisch zu bewertende Politik früherer Kreistage und Landräte im Rheingau-Taunus gegenüber dem Standort Bad Schwalbach. So hätten Teilprivatisierungen bereits vor der Übernahme der Klinik durch den Helios-Vorgänger, die Krankenhaus-Betreibergesellschaft Wittgenstein stattgefunden. Der ausgebildete Rettungsassistent und DRK-Geschäftsführer von Hauff betonte die Wichtigkeit des Klinik-Standortes Bad Schwalbach für die drei Rettungsdienste im Kreis – einer davon ist das Deutsche Rote Kreuz. Bei einer Klinikschliessung in der Kreisstadt seien nachteilige Folgen auch für die Rettungsdienste unumgänglich.
Aus den Reihen des Publikums, darunter Helios-Beschäftigte und etliche Hünstetter sowie Idsteiner Mandatsträger mit der Vorsitzenden der Hünstetter Gemeindevertretung an der Spitze, wurden viele Fragen gestellt und kritische Anmerkungen artikuliert. Besonders gingen einige Diskutanten mit der bundesweit zu beobachtenden und seit vielen Jahren stattfindende Privatisierung von zuvor in kommunaler Trägerschaft befindlichen Kliniken ins Gericht, die wie anderswo auch negative Auswirkungen auf die Bevölkerung im Idsteiner Land habe. Angesichts der Helios-Politik sind auch Bestandszusagen für die ebenfalls zum Konzern gehörende Idsteiner Klinik mit Vorsicht zu genießen. Der dortige Neubau hat seinerzeit 23 Mio. Euro gekostet, aber die Aussagen von Helios-Verantwortlichen z. B. zur eventuellen Einrichtung einer Intensivstation in Idstein sind durchaus widersprüchlich. Der Infoabend machte jedoch auch deutlich: Die Tendenz zur Konzentration auf weniger Kliniken und das diese fördernde Patientenverhalten schreiten nicht nur im Rheingau-Taunus-Kreis und im Idsteiner Land weiter voran! Hier das Flugblatt zur Infoveranstaltung